Pfarrkirche Hl. Maximilian in
Burgkirchen/Oberösterreich
Moderne Altarraumgestaltung von
Christiane Pott-Schlager
Schwebendes Innehalten
Meditativ
und
schwebend
balanciert
der
Altar
die
schwere,
stählerne
Altarplatte
auf
dem
gewölbten
Körper
aus.
Die
Schwere
des
Materials,
des
Körpers
im
Allgemeinen,
verwandelt
sich
in
Leichtigkeit
und
Schwerelosigkeit
und
damit
in
Geistigkeit.
Die
Grundidee
des
gesamten,
neu
gestalteten
Burgkirchener
Altarraumes
in
Stahl
lässt
sich
auf
die
Urform
des
Kreises
zurückführen.
Der
Kreis
als
Zeichen
der
Erd–
und
Sonnenscheibe,
als
Symbol
für
Zentrum
und
Mitte,
als
Sinnbild
für
Konzentration
und
Vollkommenheit
ist
eine
Urform
der
Menschheit.
Der
Kreis
auch
als
Ausgangspunkt
für
das
Zentrum
dieser
Kirche,
dem
Altar,
gibt
mir
die
Möglichkeit
ein
Spannungsfeld
zwischen
historischem
Bewusstsein
und
zeitgenössischem
Gestaltungswillen
in
einen
hochbarocken
Raum
aufzubauen.
Der
Kreis
findet
sich
auch
in
der
Form
der
Hostie
wieder,
dem
Symbol
für
Christus
selbst
und
steht
damit
für
die
Präsenz
des
Geistigen
im
Zentrum
der
modernen
Kirche.
Nicht
als
alttestamentarischer,
massiver
Opfertisch
gestaltet,
sondern
schwebend,
ganz
und
gar
Geist
geworden
zeigt
sich
der
Körper
Christi
damit
in
diesem
Altar.
Mit
seinen
Kreissegmenten
erinnert
der
Altar
auch
an
die
gebrochene
Hostie,
das
gebrochene Brot.
Neben
der
großen
horizontalen
Geste
des
Altars
bildet
der
Ambo
die
zweite
große
Achse
des
Kirchenraumes:
Vertikal,
nur
auf
einer
Spitze
stehend,
geht
er
von
der
Treppenstufe
in
den
Kirchenraum
hinein.
Das
Wort,
das
von
diesem
Lesepult
verkündet
wird,
lässt
sich
durch
Betonung
dieser
Achse
symbolisch
in
den
Boden
„erden“ und direkt zu den Menschen leiten.
Eine
klare
Verkehrung
der
äußeren
Eigenschaften
und
liturgischen
Zuordnungen
also:
der
leidende
Körper
Jesu
(Altar)
wird
transformiert
in
„geistiges
„Schweben“
und
das
geistige
Wort
(Ambo)
wird
in
den Boden, auf die Erde (zurück-)geführt.
Die
dritte
große
raumüberspannende
Geste
bildet
die
Bank
(Sedes)
für
den
Priester
und
seine
Ministranten/innen.
Mit
den
zahlreichen,
gruppenweise
angeordneten
Ministranten
–
und
Lektoren-Sitzen
verflechtet
sich
der
Eindruck
des
Schwebens
und
der
Meditation
mit
Momenten
des
Verspielten und des Bewegten.
Bezugnehmend
auf
das
pastellene
Farbkonzept
des
Barock
habe
ich
die
Farbe
rosa
mit
ins
Spiel
gebracht:
barockes
Altrosa
verwandelt
sich
zu
neon-rosa Lichtreflexionen auf dem kühlen Metall.
Die
Weichheit
der
Formen
und
leicht
gebogenen
Flächen
und
das
lebensfrohe
Farbkonzept
nehmen
Bezug
auf
den
Barock
und
kontrastieren
ihn
gleichzeitig.
Hinter
meiner
Altarraumgestaltung
steht
ein
modernes
und
positives
Lebensgefühl
mit
Mut zur Klarheit.
Perspektiven der Gegenwart
Beim
Betreten
des
Kirchenraumes
von
Burgkirchen
wird
man
von
einer
Bewegung
erfasst
und
von
einer
Freude
und
Lebenslust
umfangen,
die
sich
in
der
Architektur
und
Kunst,
in
den
bunt
gefassten
Altaraufbauten
aus
Holz
und
dem
rosa-gelben
Stuckdekor,
der
wie
Zuckerguss
die
Raumschale
überzieht,
ausdrückt.
Diese
Fröhlichkeit
und
Festlichkeit
des
Kirchenraumes
ist
charakteristisch
für
die
Barockzeit.
Sie
soll
den
Besuchern
des
Ortes
einen
Vorgeschmack
auf
die
himmlischen
Freuden
bieten.
Die
in
Lamprechtshausen
lebende
Bildhauerin
und
Malerin
Christiane
Pott-Schlager
hat
den
Raum,
seine
Farben
und
seine
Bewegung
in
Stuck
und
Ausstattung
eingehend
studiert.
Im
Dialog
mit
dem
Bestehenden
und
aus
der
Perspektive
der
Gegenwart
hat
sie
mit
Altar,
Ambo,
Sedes
und
Taufort ein neues Ensemble geschaffen.
Mit
dem
Altar
nimmt
sie
die
Formensprache
des
Schwunges
auf
und
setzt
eine
große
Geste
in
den
Raum.
Mit
der
Wahl
des
Materials,
dem
polierten
glänzend
kühlen
Stahl,
setzt
sie
wiederum
einen
Kontrapunkt.
Die
Künstlerin
bricht
den
widerständig
harten
Charakter
des
Materials
und
wandelt
ihn
in
weich
fließende
Formen.
Kaum
ein
anderes
Material
hat
die
moderne
Architektur
so
maßgeblich
beeinflusst und eine neue Zeit eröffnet.
Als
würde
er
die
Arme
ausbreiten,
wächst
auch
der
geformte
Stahlkörper
in
Burgkirchen
über
seinen
Ort
hinaus.
Sein
Schwung
verbindet
sich
mit
der
Wölbung
der
Decke
und
findet
sich
in
den
Details
der Stuckverzierungen wieder.
Die
Berührungsfläche
mit
dem
Boden
ist
auf
ein
Minimum
reduziert:
In
umgekehrter
Form,
als
Ausnehmung,
findet
sich
auch
hier
der
Bogen
wieder.
Damit
gibt
die
Künstlerin
dem
Objekt
eine
schwebende
Leichtigkeit.
Der
Altar
als
zentraler
Ort
im
Kirchenraum
setzt
zu
einer
überdimensionalen
Bewegung
an,
die
über
den
mächtigen
Kirchenraum
hinaus
an
dieser
Stelle
in
der
Feier
der
Eucharistie
Himmel und Erde verbindet.
Der
Kirchenraum
und
der
Altar
haben
ihre
Bedeutung
als
Ort,
an
dem
in
der
frohen
Botschaft
und
in
der
Eucharistiefeier
dem
Leben
ein
Fundament
gegeben
wird.
Über
Jahrhunderte
haben
Künstler
und
Künstlerinnen
auf
der
Höhe
ihrer
Zeit
dem
fundamentalen
Ereignis,
dem
Zusammentreffen
von
Himmel
und
Erde
mit
großen
Gesten
Ausdruck
verliehen.
Im
Jahr
2009
ist
dies
Christiane
Pott-Schlager
mit
dem
Altar
in
der
Pfarrkirche Burgkirchen eindrucksvoll gelungen.
Mag. Dr. Martina Gelsinger, Linz, 2009